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Verblendung der Achäer, daß sie im Jahre 147 zu Korinth, auf
Betrieb ihres Strategen Kritolaus, tollkühn den Krieg gegen
Sparta und Rom beschlossen und ihn mit einem Überfalle der
Stadt Heraklea eröffneten, welche sich von ihrem Bunde los-
gesagt und auf die Seite der Römer geworfen hatte. Da aber
eilte Metellus mit seinem Heere herbei, holte den vor ihm her-
fliehenden Kritolaus bei Skarphäa ein und erfocht hier einen
vollständigen Sieg über ihn. Kritolaus selbst verschwand spurlos
im Schlachtgetümmel.
Allein durch diese Niederlage war der Muth der Achäer
noch nicht gebrochen. An des Kritolaus Stelle wählten sie den
Diäus zu ihrem Anführer, einen eben so wüthenden Römer-
feind, als sein Vorgänger, dessen Leidensgefährte er auch gewe-
seu war in jener langwierigen Gefangenschaft zu Rom. Umsonst
bot Metellus, nachdem er schon den Isthmus mit seinem Heere
betreten hatte, noch einmal die Hand zum Frieden. Allein Diäus
kannte die Römer und fürchtete den Frieden mehr als den Kampf
der Verzweiflung. Da endlich, im Frühlinge des Jahres 146,
erschien der Consul Mummius, der eigends zur Führung die-
ses Krieges ernannt worden war; und Metellus kehrte mißmu-
thig, den fast schon errungenen Lorbeer des Krieges einem An-
dern überlassen zu müssen, nach Makedonien zurück. Die ersten
Versuche im Kampfe mit dem neuen römischen Feldherrn fielen
zu Gunsten der Achäer aus. Allein die bald darauf folgeude
Entscheidungsschlacht bei Korinth, im Thale Leukopetra
(146) stürzte ihre Sache völlig. Die Achäer wurden gänzlich ge-
schlagen. Diäus floh nach seiner Vaterstadt Megalopolis, verkün-
dete hier das große Unglück des Tages und tödtete verzweifelnd
erst seine Frau, dann sich selbst. Mummius rückte nun vor Ko-
rinth selbst, das Hauptbollwerk der Feinde. Allein die meisten
Einwohner und alle Flüchtlinge, welche hinter den Mauern dieser
Stadt Schutz gesucht hatten, waren schon in der nächsten Nacht
voll Entsetzen in Wald und Gebirge hinausgeeilt. Der Consul
staunte, als er die Stadt unbesetzt, alle Thore offen fand und
fürchtete einen Hinterhalt. Erst am dritten Tage zog er ein.
Alle Bürger, welche zurückgeblieben waren, wurden ermordet,
Weiber und Kinder in die Sklaverei verkauft. Dann wurde der
Senatsbeschluß an der unglücklichen Stadt selbst vollzogen. Nach-
Wclter, Geschichte der Römer. J3
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in einem Bilde zu sprechen, die Wiege der ganzen Menschheit war. Leider aber sind alle Versuche hierzu fruchtlos geblieben. Denn die nachher eingetretene Sndfluth hat die Oberflche der Erde so verndert, da die Spur nicht wiederzufinden ist.
2. Allmlige Ausbreitung der Menschen; ihre erste Lebensweise.
So lange Adam und Eva mit ihren ersten Kindern noch allein lebten, fanden sie wohl rund um sich her, was zur Befriedigung der nchsten Bedrfnisse des Lebens erforderlich ist, Nahrung, Kleiduna und Wohnung. Der gtige Gott ernhrte und erhielt sie, wie er die Vgel und andere Geschpfe um sie her ernhrte und erhielt. In der anmuthigeu Gegend Auens, in welcher sie lebten, herrscht fast ein immerwhrender Frhling. Die schnsten und wohlschmeckendsten Frchte wachsen dort wild und kommen sogar mehrmal im Jahre zur vollendetsten Reife. Diese brauchten sie also nur zu pflcken. Und weil die Luft bort stets heiter und mild ist, so reichte auch die leichteste Bedeckung hin. Die ersten Menschen gingen vor ihrem Snben-falle noch nackt; erst nach demselben bedeckten sie sich aus Scham mit groen Feigenblttern. Spter konnten auch Thierfelle zur Kleidung dienen. Gegen bermige Hitze der Sonne fanden e Schutz unter dem khlenden Schatten der Bume; die grne Flur unter dem freien Gewlbe des Himmels bot ein erquickendes Lager dar. Die wilden Thiere, die ohnehin eine natrliche Scheu vor den Menschen haben, bndigte ihr krftiger Arm, und wenn dieser nicht zureichte, half ein tchtiger Baumstamm, welchen man sich abri, und mit welchem man khn auf sie losging. So finden wir als die lteste Waffe die Keule. Mit dieser tdtete auch Kam seinen Bruder. Selbst Steine, die man schon aus der Ferne schleudern konnte, dienten zur Vertheidi-gung. Noch in spteren Zeiten gebrauchte man diese. Der junge David tdtete hiermit den Niesen Goliath. Unsere Vorfahren, die alten Deutschen, hatten sogar Streitxte von Stejn.
Weittr's Weltgesch. t 30. Aufl. 9
I
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durch gruliche Verbrechen das Maa ihrer Snden gefllt hatten, wurden fast gnzlich ausgerottet. Dann vertheilte Josue das Land unter die zwlf Stmme. Der Stamm Levi aber erhielt kein besonderes Grundeigenthnm, sondern als bevorrechteter Priesterstand zerstreuete Wohnpltze unter den bri-gen Stmmen und den zehnten Theil des Ertrages aller Aecker, Weinberge und Heerden. Die Leoiten sollten, nicht beschftigt mit irdischem Erwerb, sich ganz dem Dienste des Jehooa wio-men. Aus ihnen wurde auch der Hohepriester gewhlt, dessen Wrde in Aaron's Familie erblich war. Ter Hohepriester war gleichsam Stellvertreter des Jehova, und seine Aussprche gal-ten als gttliche Gebote.
Welche Freude fr die Israeliten, als sie nach so vielen Leiden und Widerwrtigkeiten in der Wste in dieses schne fruchtbare Land kamen. Da blheten die herrlichsten Saatfel-der; da hingen die Trauben schwer an den Reben herunter; da prangten die Bume mit Feigen und Granatpfeln. Quel-Im und Bche erfrischten Berge und Thler. Von Norden nach Sden durchschnitt es der Jordan, der, nachdem er durch den klaren fischreichen See von Nazareth gegangen ist, sich in's tobte Meer ergiet; in seinen Niederungen lagen die ppigsten Weiden. Im nrdlichen Theile des Landes, spter Galila genannt, erhob sich der prchtige Karmel, d. i. Garten Gottes, mit seinen weinbekrnzten Vorbergen, aus benen sich zahlreiche Bche nach allen Richtungen in die lieblichen Thler ergossen. Aus den schnen Fluren von Israel stieg majesttisch der Ta-bor empor, aus welchem Christus verklrt wurde. Garizim oder der Schnitterberg schmckte das Land der Ephraimiter. Noch reizender waren die sdlich gelegenen Bal'amgrten und Palmwlder von Jericho, d. i. Palmenstadt. Die Israeliten genoffen das schne Land nach Herzenslust und dankten Gott, der sie auf eine so wunderbare Weise hineingefhrt hatte.
Die Israeliten unter Richtern (14251095). Doch diese dankbaren Gesinnungen dauerten nicht lange. Sie
I
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Extrahierte Personennamen: Christus
Extrahierte Ortsnamen: Nazareth Gottes Israel Jericho
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Tod oder Sklaverei herbei. Er kennt keine andere, als rauhe, ungestme Vergngen, den Taumel berauschender Getrnke und kriegerischer Tnze. Bei reichlicherem Fange ist er unmig im Gensse und berlt sich dann einer trgen Ruhe, bei welcher die Krfte der Seele unausgebildet bleiben. Eine vllige Verwilderung, wie wir sie zum Theile noch jetzt in manchen Gegenden der brigen Erdtheile finden, ist die notwendige Folge einer solchen Lebensart.
An der Ostkfte Australiens z. B. gingen die Neger frher ganz nackt. Der einzige Putz ihres schwarzen Krpers war eine Malerei mit rother Thonerde. Sollte es aber recht vornehm sein, so malten sie weie Ringe um die Augen und weie Streifen in verschiedenen Richtungen der den ganzen Krper, steckten auch wohl einen Knochen oder ein Hlzchen durch die Nase. Kleidungsstcke, die ihnen die Europer aus Mitleid anboten, nahmen sie zwar an und Mhen sie verwundert von allen Seiten; dann aber warfen sie diese hastig wieder weg. Den Krper zu bedecken hielten sie fr hchst unanstndig. In Mexiko rieben manche ihren Krper mit wildem Honig ein und beklebten ihn dann der und der mit Papageienfedern. In diesem sonderbaren Putze tanzten sie jubelnd umher und flgen auch wohl gern mit den anderen Vgeln zum Himmel auf. Gegen nchtliche Ueberflle wilder Thiere suchten sie wohl Schutz auf hohen Bumen. Dort fetzten sie sich auf einem breiten Aste nieder und schliefen so in grner Laube ruhig und sicher, mitten zwischen den bunten Vgeln, die umher auf den Zweigen saen, während darunter die wilden Thiere brllend vorbergingen. Auf der Halbinsel Labrador, die im nrdlichen Amerika an der Hudsonsbai liegt, herrschte die grausame Sitte, da der Sohn mit eigener Hand seinen alten schwachen Vater tdtete, sobald dieser an der Jagd nicht mehr Theil nehmen konnte. Er hielt das sogar fr den grten Liebesdienst, und unbegreiflich war es ihm, wie der Europer so etwas gr auf am finden konnte. Ja man hat Menschen getroffen, die
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Extrahierte Ortsnamen: Australiens Mexiko Amerika Hudsonsbai
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ihre gefangenen Feinde auf das Grausamste schlachteten und verzehrten. So tief kann der Mensch in Wildheit versinken, wenn er nicht durch sorgfltig- Pflege die ihm vorn Schpfer ertheilten Krfte immer mehr zu entwickeln sucht. Er gleicht dann einem Garten, in welchem nur Unkraut wuchert, wenn die pflegende Hand des Grtners fehlt.
Von einem so ausgearteten Zustande der Menschheit finden wir in der Bibel vor der Sudfluth keine Erwhnung. Blo Ackerbau und Viehzucht werden als Nahrungsquellen angegeben. Erst nach der Sndfluth geschieht auch der Jagd Erwhnung. Nimrod wird ausdrcklich ein gewaltiger Jger genannt.
7. Viehzucht.
Unter den mancherlei Thieren, von denen sich die Menschen umgeben sahen, bemerkten sie mehre, die nicht so scheu wie die brigen in die Wlder zurckflohen, sondern sich leicht an sie gewhnten. Das wollige Schaf, die milchreiche Ziege und Kuh, ! das ausdauernde Kameel, das muthige Pferd, lauter friedliche Geschpfe, die der Mensch tglich beobachten, mit denen er sich tglich bekannter machen konnte. Er sah, wie sich die Jungen an der Brust ihrer Mutter nhrten; wie aus dem vollen Euter die schne, weie Milch hervorquoll. Er kostete sie selbst und fand sie erquickend und strkend. Jetzt suchte er die Zahl dieser zahmen Thiere zu vermehren. Er trieb sie langsam von einer Weide zur anderen. So willig wie die alten, folgten ihm auch ihre Jungen. Sie liefen ihm schon von selbst nach, wenn er sich nur eben entfernte, und hastig sprangen sie herbei, sobald er sie anrief. Er rief sie gewhnlich nach der Stimme an, die jedes Thier von sich hren lie; ganz nach Art der Kinder, denen das Lmmcben Bl, die Ziege M, die Kuh Bu heit. Denn der Mensch auf der niedrigsten Stufe der Bildung steht dem Kinde am nchsten. Und wirklich sind noch in. den alten Sprachen solche bezeichnende Laute in den Namen der Thiere hrbar. Wir selbst benennen noch den Kukuk, den
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Baumzweigen auszuschlagen, oder durch Thiere ausstampfen zu lassen. Letzteres war vorzglich beiden Israeliten Sitte. Deshalb verbot Moses, den Ochsen beim Dreschen das Maul zu ver-binden. Sehr frh lernte man das Korn zwischen zwei Steinen zu Mehl zu zerreiben. Der untere Stein, auf welchen das Korn geschttet wurde, lag fest, der obere wurde hierber hin und her bewegt. So hatte man eine Art Handmhlen, die schon zur Zeit des Moses bei den Israeliten im Gebrauche waren und von diesem Gesetzgeber als das erste und nothwen-digste Bedrfni einer jeden Haushaltung angesehen wurden. Darum verbot er auch, sie als Pfand anzunehmen; denn das wre, setzte er hinzu, gerade so viel, als wenn Jemand sein Leben selbst zum Pfnde setzte. Die Kunst aber, zu diesem Reiben oder Mahlen auch des Wassers, des Windes und selbst des Dampfes sich zu bedienen, ist eine weit sptere Erfindung. Die Wassermhlen findet man hin und wieder erst um die Zeit der Geburt Christi; die Windmhlen kennt man in Eu-ropa kaum seit siebenhundert Jahren; die Dampfmhlen sind eine Erfindung unserer Zeit.
10. Folgen des Ackerbaues.
Durch den Ackerbau bekam der Mensch einen festen bleiben-den Wohnsitz. Dort wo er den Samen ausgestreuet hatte, wollte er natrlich auch die Ernte abwarten. Dazu erforderte der Acker seine unausgesetzte Pflege. Er schlug deshalb bei dem-selben eine Htte auf. Die mute anfnglich gewi sehr ein-fach sein. Eingerammte Stbe, mit Zweigen und Gestruchen durchflochten, mit Thierfellen bedeckt, bildeten wohl die erste Htte, welche den Landmann zu erquickender Ruhe einlud, wenn er am Abend mit Schwei bedeckt von seinem Acker zurckkehrte. In solchen Lauben wohnte sogar noch in spterer Zeit der grte Theil der Israeliten während des Aufenthaltes in der Wste, und zum Andenken hieran wurde jhrlich das Laub-httenfest gefeiert.
I
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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feinem (Stte bis zum letzten Lebenshauche gedient zu haben. Seine Gebeine ruhen zu Fulda.
Jedoch ging das schn begonnene Werk nicht mit ihm unter, fondern lebte fort und trieb immer neue Frchte. Die vielen errichteten Kirchen und Klster und die mit denselben verbundenen Lehranstalten waren eben so viele Pflanzschulen zu einer neuen Aussaat des Christenthums und verbreiteten Licht und Aufklrung rings um sich her. In den Kloster schulen lern-ten die Kinder Lesen, Schreiben, Rechnen die Anfangsgrnde aller Wissenschaften; auch Malen und Bildnerei. Es trieben die Mnche Handwerke und verfertigten Alles, was sie be-durften, Tische, Sthle, Krbe, Spaten und Netze. Von ihnen lernte der Landmann solche Arbeiten, verbesserte dadurch seinen Zustand, und seine schlummernden Krfte wurden geweckt und angewandt. Wlder wurden gelichtet, wilde Gewsser abgeleistet, austretende Strme eingedeicht, unfruchtbare Steppen in blhende Felder umgewandelt. Von den erfahrenen und ge-fittetemi Fremdlingen erhielt der Landmann fr feine Grten sdliche Smereien, Blumen und Bume, fremde Kornarten, die auch unter einem klteren Himmel gedeihen, und lernte von ihnen Kruter kennen, nahrhaft als Speise und heilsam als Arzneimittel. Der rohe, heidnische, int Kriegshandwerke wild aufgewachsene Deutsche wurde nach und nach ein gesitteter, christlicher Landmann. Dort, wo sonst die blutigen Altre des Wodan standen, erhob sich jetzt das Kreuz Christi, heilige Lieber erschallten zu des neuen Gottes Ehre. Von allen Seiten ertn-ten feierlich die Glcklein durch Walb und Flur und riefen die Neubekehrten zum gemeinsamen Gottesbienste. Bei den Kirchen und Klstern, wohin das Volk zur Beiwohnung der heiligen Messe zusammenstrmte, bitbeten sich Mrkte, die von der Messe selbst den Namen Messen bekamen. Um die Kirchen herum, die mit aller damals nur mglichen Pracht, weil sie Gotteshuser waren, aufgefhrt wurden, lagerten sich demthig die kleinen und niebrigen Htten der Menschen und erweiterten sich, Gott
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allmälig kann er für neue Einrichtungen herangebildet und ge-
wonnen werden; und darin lag Joseph's Fehler, daß er in
seinen Neuerungen viel zu rasch zu Werke ging; daß er, um
in einem Bilde zu sprechen, selbst in dem Schatten der Bäume
ruhen wollte, die er gepflanzt hatte. Wie in der Natur, so
darf es auch in den menschlichen Einrichtungen keine plötzliche
Uebergänge oder Sprünge geben. Wie das ausgestreute Sa-
menkorn nur allmälig zu einer fruchttragenden Staude her-
anwächst, so verhält es sich auch mit den menschlichen Ein-
richtungen; auch diese fassen nur allmälig Wurzel. In man-
cher Hinsicht verletzte der Kaiser aber auch alte, wohlbegrün-
dete Rechte. Es entstand deshalb Unwillen und Gährung in
allen Theilen des Reiches und unter allen Ständen; in den
Niederlanden kam es sogar zu einer offenen Empörung. Die
Niederländer gingen in ihrem Trotze so weit, daß sie dem
Kaiser, der eben aus einem Türkenkriege, an welchem er als
Verbündeter Rußlands Theil genommen hatte, krank nach Wien
zurügekehrt war, den Gehorsam aufkündigten und die kaiser-
lichen Beamten verjagten. Obgleich er allgemeine Verzeihung
versprach und sogar versicherte, ihnen alle Vorrechte wieder
Herstellen, allen ihren Wünschen Genüge leisten zu wollen, so
blieben sie dennoch bei ihrem Trotze und verschmäheten jede
friedliche Unterhandlung. Zu gleicher Zeit traten die Ungarn
mit Beschwerden gegen die österreichische Regierung aus und
forderten ihre alten Rechte und ihre alte Verfassung zurück.
Der Kaiser versprach, aus dem nächsten Landtage allen ihren
Beschwerden abzuhelfen; aber die Ungarn verlangten mit Un-
gestüm augenblickliche Abhülse. Da erklärte der tiefgebeugte
Kaiser im Januar 1790 alle seit seinem Regierungsantritte
gemachten Einrichtungen und Gesetze für aufgelöst und zer-
störte so mit einem Schlage den mühsamen Bau seines ganzen
Lebens. Alle glänzenden Plane, die er in edlem Jugendeifer
entworfen und dann mit leidenschaftlicher Vorliebe verfolgt
hatte, mußte er schon jetzt, nach so wenigen Jahren, vereitelt
sehen! Er lebte darauf nicht lange mehr. Er starb schon am
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seinem edelen Werke einweihen zu lassen. Er war es nun, der
von 716 bis 754 mit unermüdlichem Eifer und wunderbarem
Erfolge in das Dunkel der deutschen Wälder und Felsenthäler
drang, um den Bewohnern das Licht des Evangeliums anzu-
zünden. Zunächst zog er zu den Friesen und Hessen. Von allen
Seiten drängten sich die Heiden zu ihm, um sich taufen zu lassen.
Auch legte er Klöster an und verband mit denselben Schulen,
damit sich von hier aus nach und nach mehr Bildung über das
rohe Deutschland verbreite. Als er darauf das zweite Mal nach
Nom kam, ernannte ihn der Papst Gregor Ii. zur Belohnung
seines apostolischen Eifers zum Bischöfe von Deutschland und
gab ihm den Namen Bonifacius. So zog er nun im Auftrage
des Papstes über die Alpen durch Bayern wieder nach Hessen
und Thüringen, lehrte überall das Wort Gottes mit dem besten
Erfolge und zertrümmerte die Götzenbilder. Bei Geismar in
Hessen stand eine uralte, dem Donncrgotte heilige Eiche, unter
welcher die heidnischen Bewohner dieser Gegend ihre Opfer dar-
zubringen pflegten. Sobald aber der heilige Bonifacius erfuhr,
daß dieser Baum für unverletzlich gehalten ward, legte er, um
den Aberglauben zu überführen, die Axt an denselben. Er-
schrocken standen die Heiden umher und blickten bald nach dem
Apostel, bald nach dem Himmel, ob ihre Götter keine Blitze
zerschmetternd auf den kühnen Frevler herabschlendern würden;
aber der Baum stel, und der Apostel stand unverletzt. Da ent-
sagten die Heiden ihren ohnmächtigen Göttern, welche ihr Heilig-
thum nicht einmal vor schwachen Menschenhänden hätten schützen
können, und ließen sich taufen. Wir haben noch aus jener Zeit
eine von der Kirche zum Behufe der Neubekehrten entworfene
Teufelsentsagung und ein Glaubensbekenntniß, die zugleich als äl-
teste Denkmäler unserer Sprache merkwürdig sind. Sie lauten also:
Frage: Forsachistu Diabolä?
Antwort: Ec sorsacho Diabolä.
F. En allum Diabol-Gelde?
A. En ec sorsacho allum Diabol-
Gelde.
F. En allum Diaboles Werkum?
Versagst du dem Teufel?
Ich versage dem Teufel.
Und aller Teufels-Gilde?
Und ich versage aller Teufels-
Gilde.
Und allen Teufels-Werken?
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wilde Land so reich an edelen Metallen sei, wie sich in der Folge
fand. Salzquellen gab es in Menge. Diese standen in solchem
Ansehen, daß häufige Kriege um sie geführt wurden. Ihren
Hauptreichthnm jedoch enthielten die Wälder. Diese bargen in
ihrem Dickicht eine Menge der größten Raubthiere, die nun schon
lange entweder ausgerottet, oder tiefer nach Norden gezogen sind,
als Gären, Auerochsen, Elenne, Rennthiere und Raubvögel ohne
Zahl. Gegen sie konnte der rüstige Deutsche in Zeiten des
Friedens Muth und Kampflust stillen; sie gaben Nahrung und
Kleidung zugleich. Unter den Vögeln des Waldes war auch der
Edelfalk häufig, der, zur Jagd abgerichtet, noch in späterer Zeit
dem Ritter ein sehr gesuchtes Vergnügen verschaffte. Flüsse
und Seen wimmelten von großen und schmackhaften Fischen.
3. Deutschlands älteste Bewohner und deren Einrichtungen.
Die alten Deutschen hatten weder Städte noch Flecken,
nicht einmal zusammenhangende Dörfer. Weit zerstreut lagen
ihre Hütten, damit keine zu nahe Nachbarschaft die Grenzen der-
selben beengte. Leicht war die Hütte erbauet. Sie bestand aus
rohen Baumstämmen, durch farbigen Lehm verbunden, oben mit
einem Gesiecht aus Stroh und Zweigen leicht gedeckt. Wo es
gefiel, setzte man sie hin, am frischen Quell, im stillen Hain, auf
steiler Höh, im grünen Thal. Um die Hütte lag das Feld. Der
Hofraum wurde mit einem schirmenden Gehege umzäunt. Ein
Bild solcher Ansiedelung findet sich noch auf auffallende Weise
in dem Kcrnlande des alten Germaniens, in dem heutigen West-
falen, wo noch jetzt die Höfe, von Holzungen, Wiesen und Saat-
feldern umkränzt, in romantischer Einsamkeit zu liegen pflegen.
In solchen Häusern oder geschlossenen Höfen wohnte damals der
Deutsche in ungebundener Freiheit. Hier war er allein Herr
und Richter, König in der Familie, über alle, die von seinem
Gute lebten, und rächte blutig jeden Eingriff in seine Rechte.
Eine Anzahl solcher Höfe zusammen bildete einen Weiler,
mehrere Weiler einen Gau. Der Name „Gau" hat sich noch
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